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Elsie Altmann-Loos
- Ehemann Adolf Loos
Elsie Altmann-Loos, * 27. Dezember 1899 Wien, † 19. Mai 1984 Buenos Aires (Argentinien), Tänzerin, Sängerin.
Biografie
Elsie Altmann verlebte als Tochter des Wiener Bühnenanwalts Adolf (Aron) Altmann (1872-1924) sowie der aus Olmütz (Olomouc, Tschechien) gebürtigen Eugenie Altmann (geb. Grünblatt, 1873-1942, Konzentrationslager Theresienstadt ) eine Kindheit in gutbürgerlichem Millieu. Der Vater vertrat die Bühnenrechte prominenter Künstler wie Oscar Straus, Leo Fall sowie den an das Theater an der Wien angeschlossenen Karczag-Verlag. In diesem Ambiente begann sich Elsie schon frühzeitig für Musik und Tanz zu interessieren, Neigungen, die an den von Eugenie Schwarzwald geleiteten Schulanstalten, welche Elsie Altmann absolvierte, gefördert wurden. So konnte sie bereits als Schülerin in den Räumen der Schwarzwaldschule in der Wallnerstraße und im nahegelegenen Bösendorfersaal erste Auftritte als Tänzerin absolvieren. Parallel zur schulischen Ausbildung absolvierte sie eine Tanzausbildung bei den Schwestern Wiesenthal. Der Unterricht fand in einem Teil des Komplexes des Modenapalais' in der Beatrixgasse statt, in welchem der Architekt Adolf Loos seine Baukanzlei untergebracht hatte.
Elsie Altmanns nachweislich erste Begegnung mit ihrem späteren Ehemann datiert auf den 16. Dezember 1910: Sie begegnete während der Feier des zehnten Hochzeitstages von Eugenie und Hermann Schwarzwald, bei welcher sie als Schwarzwaldschülerin den Schönbrunner Walzer von Josef Lanner darbot, zum ersten Mal Adolf Loos. 1917 war die Bekanntschaft mit Loos bereits so vertraut, dass Elsie Altmann ihn bat, ihr bei der Ersteigerung eines japanischen Paravents im Dorotheum behilflich zu sein. Die Bekanntschaft intensivierte sich gegen den Willen der Eltern im Lauf des Jahres 1918 und obwohl Elsie Altmann bereits mit Alexander Grünfeld verlobt war, dem sie als Vierzehnjährige von ihrer Mutter versprochen worden war. Im Jänner 1918 erfolgte die von Elsie Altmanns Eltern gewünschte Eheschließung mit Grünfeld. Die Ehe wurde jedoch nicht vollzogen, Elsie flüchtete noch in der Hochzeitsnacht aus dem gemeinsamen Hotel. Nach der von Elsie durchgesetzten Scheidung, kam die noch nicht volljährige Elsie Altmann wieder unter die Vormundschaft der Eltern, was die Beziehung zu Loos erschwerte. Im Laufe des Jahres 1918 konnte Elsie jedoch vor Gericht ihre vorzeitige Volljährigkeitserklärung erwirken. Zeitgleich erklärte sie den Austritt aus der Israelitischen Kultusgemeinde.
Im Wiener Rathaus fand am 4. Juli 1919 die Ziviltrauung mit dem 49-jährigen und ebenfalls bereits geschiedenen Architekten statt, was zum völligen Bruch mit der Familie Altmann führte. Obwohl Adolf Loos ab 1920 als Chefarchitekt des städtischen Siedlungsamtes zum gemeinsamen Haushalt beitrug, reichte sein Gehalt für seinen aufwendigen Lebensstil kaum aus, sodass ein wesentlicher Beitrag durch Elsies Engagements, die über Wiener Bühnen, wie dem Theater an der Wien auch vermehrt ins Ausland führten, erwirtschaftet wurde. 1923 führte eine Tournee Elsie nach Frankreich an die Côte Azur. Ihr Mann begleitete sie in der Hoffnung auf Bauaufträge dorthin.
Nach Querelen im Siedlungsamt legte Loos sein Amt zurück und hielt sich ab 1924 mit Unterbrechungen in Frankreich auf, währenddessen seine Frau ihrem Wunsch nach Stabilität und Unabhängigkeit folgte und im Theater an der Wien ein dauerhaftes Engagement annahm. Loos, der gleichsam ohne festes Einkommen war, lebte nun völlig auf Kosten seiner jungen Frau, die zur Begleichung der Schulden des Ehemannes auch Tanzunterricht geben und bis an die Grenzen ihrer Belastbarkeit arbeiten musste. Ende 1925 war die Ehe mit Loos bereits zerrüttet und Elsie Altmann-Loos nützte die Möglichkeit eines Engagements in New York, ihre Scheidung in die Wege zu leiten. Ihr Onkel Ludwig Altmann, ebenfalls Jurist, war ihr dabei behilflich. Adolf Loos wurde von seinem Bauherren Gustav Scheu vertreten. Die Ehe wurde 1926 geschieden.
Um sich ein weiteres Standbein zu schaffen, nahm Elsie Altmann Gesangsstunden und ließ sich bei Artur Wolf zur Operettensoubrette ausbilden. Ihr Debut in diesem Fach feierte sie in der Gräfin Mariza bei der Uraufführung am 28. Februar 1924 im Theater an der Wien. In der Saison 1926/1927 wurde sie auch für das Stadttheater verpflichtet. Elsie Altmann trat neben ihrem Operrettenfach gelegentlich auch in Revuen auf. Hier waren Karl Farkas und Fritz Grünbaum ihre Bühnenpartner.
1927 ehelichte Elsie Altmann den Zahnarzt Paul Berger, sie verwendete fortan Elsie Altmann-Berger als Bühnennamen. Die Ehe wurde jedoch nach nur zwei Jahren wieder geschieden.
1933 ging sie mit einer Tanzcombo auf Tournee nach Argentinien. Adolf Loos, der am 23. August dieses Jahres verstorben war, hatte sie 1922 in einem eigenhändigen Testament zu seiner Universalerbin erklärt. Sie bat den mit Loos befreundeten Kunsthistoriker Ludwig Münz, für sie den Nachlass des Architekten zu sichten. Aufgrund der politischen Zuspitzung in Deutschland und Österreich verlängerte Elsie Altmann ihren Aufenthalt in Argentinien, welches Land nach dem "Anschluss" zu ihrem Exil wurde. In Argentinien ging sie ihre vierte Ehe ein und heiratete Luis Felipe Gonzales Varona. Ihre künstlerische Karriere ging nach Kriegsende rapide zu Ende, sie arbeitete als Übersetzerin und verfasste 1964 zum ersten Mal ihre Memoiren über ihre gemeinsame Zeit mit Adolf Loos. Als Autorin versuchte Elsie Altmann auch ihre Kenntnisse über die Wiener Küche zu verwerten und verfasste ein auf spanisch publiziertes Kochbuch: Felix Austria. Un libro de cocina. Recetas y relatos de la Viena Imperial. Zu diesem Zeitpunkt war ein Rechtsstreit mit der Republik Österreich um den inzwischen von den Erben nach Ludwig Münz an die Albertina verkauften Nachlass anhängig, der von den österreichischen Gerichten zu Gunsten der Republik entschieden wurde. Als versöhnliche Geste wurde sie 1980 mit dem Großen Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich ausgezeichnet.
Elsie Altmann-Loos verstarb am 19. Mai 1984 in Buenos Aires. Ihre Lebenserinnerungen wurden nach ihrem Ableben in erweiterter Form von Adolf Opel (1935-2018) publiziert, der u.a. auch die Schriften von Adolf Loos neu herausgegeben hatte.
Ein Kryptonachlass von Elsie Altmann-Loos befindet sich in der Adolf-Loos-Sammlung der Wienbibliothek im Rathaus. Dieser besteht hauptsächlich aus persönlicher Korrespondenz mit Adolf Loos sowie aus Lebenszeugnissen.
Quellen
- Meldezettel von Elsie Altmann-Loos (WStLA, BPD Wien: Historische Meldeunterlagen, K11)
- Testament von Adolf Loos
Literatur
- Österreichisches Biographisches Lexikon: Elsie Altmann-Loos
- Elsie Altmann-Loos: Adolf Loos, der Mensch. Wien [u. a.]: Herold-Verlag 1968
- Elsie Altmann-Loos: Mein Leben mit Adolf Loos. Wien [u. a.]: Amalthea 1984
- Deborah Holmes: Langeweile ist Gift. Das Leben der Eugenie Schwarzwald. St. Pölten: Residenz-Verlag 2012, S. 134, 145.
- Lisa Fischer: Mit Frauen Bauen. Das nützliche Beziehungsmuster eines antimodernen Ehenmannes. In: Markus Kristan/Sylvia Mattl-Wurm/Gerhard Murauer [Hg.]: Adolf Loos. Schriften, Briefe, Dokumente aus der Wienbibliothek im Rathaus. Wien: Metroverlag 2018, S. 237 ff.
- Markus Kristan / Sylvia Mattl-Wurm / Gerhard Murauer [Hg.]: Adolf Loos. Schriften, Briefe, Dokumente aus der Wienbibliothek im Rathaus. Wien: Metroverlag 2018, S. 114, 122, 134, 136.
- Burkhardt Rukschcio / Roland Schachel: Adolf Loos. Leben und Werk. Salzburg: Residenz Verlag 1982, S. 223 f., S. 237 f.