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Appartements (Hofburg)

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Appartements (Hofburg). Den Räumlichkeiten, in denen der jeweilige Herrscher oder die Herrscherin und seine Gemahlin oder ihr Gemahl wohnten, kam im Rahmen jeder Residenz eine spezielle Bedeutung zu. In ihnen spielten sich zentrale Teile des Hoflebens ab, darunter auch wichtige politische Ereignisse wie Botschafterempfänge oder Belehnungen. Das Protokoll legte die Abläufe jedes Ereignisses im Vorhinein fest. Darüber hinaus regelte es den Zugang zum Herrscher. Sowohl für Angehörige des Hofes wie auch für auswärtige Personen hing die Möglichkeit dazu vor allem vom Rang der eigenen Person ab. Als Grundregel galt, je höher die Stellung einer Person war, desto näher konnte sie zum Herrscher und seiner Gemahlin vordringen. Die Raumabfolge der Appartements folgte einem Schema, das sich ab dem 16. Jahrhundert am strengen spanischen Zeremoniell orientierte. Der Herrscher und seine Gemahlin hatten je eine eigene Abfolge von Räumen (Appartements), die im gemeinsamen Schlafzimmer verbunden waren. Der Weg zu ihnen führte jeweils über mindestens zwei Vorsäle (Antekammern) in die Audienzräume, Retiraden und schließlich das Schlafzimmer. Die Bezeichnungen der Räume variieren über die Jahrhunderte sehr stark.

Erst der Teilungsvertrag von 1458, in dem sich Kaiser Friedrich III., sein Bruder Albrecht VI. und ihr Vetter Sigismund von Tirol über die Aufteilung ihres Erbes verständigten, ermöglicht eine Lokalisierung der herrscherlichen Wohnräume der Burg (heute Schweizerhof), da auch deren gemeinsame Nutzung durch Friedrich und Albrecht im Vertrag geregelt wurde. Die Kaiserin residierte demnach im sogenannten Frauenzimmer, das sich im Nordostflügel befand, während der Kaiser und Albrecht VI. in jeweils eigenen Räumen im Südosttrakt untergebracht waren. Auch wenn sich sein Sohn Maximilian I. nur selten in Wien aufhielt, verfügte er als Herrscher über Räumlichkeiten in der Hofburg, die im Südosttrakt lokalisiert werden können.

Datei:Festmahl Tafelstube.jpg
1560 in der Großen Tafelstube abgehaltenes Festbankett, 1561
Datei:Bankett Ritterstube.jpg
Nächtliches Bankett, das wahrscheinlich in der Ritterstube der Alten Burg ausgerichtet wurde. 1640
Datei:Kindertrakt Kaisersaal.jpg
Festmahl im Kaisersaal, der wahrscheinlich im Kindertrakt zu verorten ist. 1654
Datei:Große Antekammer.jpg
Erste Verleihung des Stephansordens in der Großen Antekammer im Leopoldinischen Trakt 1764
Datei:Brautwerbung Napoleon.jpg
Brautwerbung Napoleons um Marie Louise, die Tochter von Kaiser Franz I. im Zeremoniensaal, 1810
Datei:Reichskanzleitrakt Cercle.jpg
Begrüßung der Gäste vor einem Diner im Cerclezimmer des Stephansappartements, 1898

Ferdinand I. machte die Hofburg zur Hauptresidenz, was sie mit Unterbrechung 1583-1612 (Rudolf II. in Prag) bis zum Ende der Monarchie blieb. Bis zum Tod Leopolds I. 1705 residierten alle Kaiser und Kaiserinnen im Hauptgeschoß des Schweizerhofs. Unter Rudolf II. wurde das Herrscherappartement um einen Saal im Kindertrakt (wesentlich kleinerer Vorgängerbau des Leopoldinischen Traktes) erweitert, was bis zum Bau des Leopoldinischen Traktes beibehalten wurde. Leopold I. zog nie in den von ihm veranlassten neuen Trakt. Erst sein Sohn Joseph I. (1705-1711) und dessen Frau Amalia Wilhelmine von Braunschweig-Lüneburg bezogen hier ihre Wohnung, die sie auch nach Josephs Kaiserkrönung 1705 beibehielten. Das Appartement des neuen Kaisers begann aber weiterhin bei der traditionellen Stiege im Schweizerhof. Joseph integrierte die ehemaligen Vorräume seines Vaters im Südosttrakt des Schweizerhofes, die also in der Verlängerung des Leopoldinischen Traktes lagen. Das Appartement der Kaiserin begann auf der anderen Seite des Leopoldinischen Traktes. Die beiden Appartements trafen einander im Schlafzimmer (heute „Maria-Theresien-Zimmer“). Dieser Raum wurde nach seiner reichen Ausstattung "Reiches Schlafzimmer" genannt. Das aus dem Jahr 1737 stammende, barocke Paradebett, das sich hier befand, war allerdings erst unter Franz I. hier installiert worden. Als die Räumlichkeiten zur Präsidentschaftskanzlei umgewidmet wurden, ersetzte man das Paradebett durch ein Staatsporträt Maria Theresias. Das Bett und die zugehörige Wandausstattung sind heute in Schloss Schönbrunn ausgestellt.

Joseph II. (regierte 1765/1780-1790) residierte zwar weiterhin im Leopoldinischen Trakt, trennte aber konsequent die althergebrachten Zeremonialräume von seinen anschließenden Privaträumen. Das sollten die nächsten beiden Nachfolger beibehalten. Sein Bruder Leopold II. (1790-1792) bewohnte mit seiner Familie die Amalienburg, dessen Sohn Franz II./I. (1792-1835) ließ sich im 2. Obergeschoß des Schweizertraktes nieder.

Ferdinand I. (1835-1848) bezog nach dessen Tod wieder die Zeremonialräume im Leopoldinischen Trakt. Franz Joseph I. (1848-1916) übernahm nach seinem Thronantritt zunächst allein dessen Räume. 1854 zog seine Gemahlin Elisabeth ein. 1857 entschloss sich das Paar umzuziehen. Franz Joseph bezog sein Appartement im Reichskanzleitrakt und Elisabeth ihres daran anschließend in der Amalienburg. Die Wohnung Karls I. (1916-1918) befand sich im Amalientrakt.

Die Appartements von Franz Joseph I. und Elisabeth sind heute als Museum zugänglich. Im von Maria Theresia ausgestatteten Zeremonialappartement im Leopoldinischen Trakt befindet sich der Sitz des österreichischen Bundespräsidenten.


Literatur

  • Renate Leggatt-Hofer [bis 2015 Holzschuh-Hofer] / Reinhold Sahl [Hg.]: Die Wiener Hofburg. Sechs Jahrhunderte Machtzentrum in Europa, Wien: Brandstätter Verlag 2018
  • Maria Welzig [Hg.]: Die Wiener Hofburg seit 1918. Von der Residenz zum Museumsquartier. Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften 2018 (Veröffentlichungen zur Bau- und Funktionsgeschichte der Wiener Hofburg, 5)
  • Hellmut Lorenz / Anna Mader-Kratky [Hg.]: Die Wiener Hofburg 1707-1835. Die kaiserliche Residenz vom Barock bis zum Klassizismus. Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften 2016 (Veröffentlichungen zur Bau- und Funktionsgeschichte der Wiener Hofburg, 3)
  • Herbert Karner [Hg.]: Die Wiener Hofburg 1521-1705. Baugeschichte, Funktion und Etablierung als Kaiserresidenz. Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften 2014 (Veröffentlichungen zur Bau- und Funktionsgeschichte der Wiener Hofburg, 2)
  • Werner Telesko [Hg.]: Die Wiener Hofburg 1835-1918. Der Ausbau der Residenz vom Vormärz bis zum Ende des "Kaiserforums". Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften 2012 (Veröffentlichungen zur Bau- und Funktionsgeschichte der Wiener Hofburg, 4)
  • Richard Kurdiovsky [Hg.]: Die Österreichische Präsidentschaftskanzlei in der Wiener Hofburg. Wien: Brandstätter 2008
  • Marina Beck: Macht-Räume Maria Theresias. Funktion und Zeremoniell in ihren Residenzen, Jagd- und Lustschlössern. Berlin/München: Deutscher Kunstverlag 2017
  • Eva B. Ottillinger / Lieselotte Hanzl: Kaiserliche Interieurs. Die Wohnkultur des Wiener Hofes im 19. Jahrhundert und die Wiener Kunstgewerbereform. Wien/Köln/Weimar: Böhlau 1997 (= Publikationsreihe der Museen des Mobiliendepots 3)

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