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Park-Kino
48° 8' 58.71" N, 16° 16' 6.24" E zur Karte im Wien Kulturgut
Das Park-Kino in Mauer (23., Geßlgasse 4) bestand von 1913 bis 1966.
Geschichte des Gebäudes
Das Haus Kirchengasse 4 (heute Geßlgasse, Ecke Ölzeltgasse, Ölzeltpark) gab es bereits 1859; es wird in einer Kaufurkunde des Gemeinderats und Ehrenbürgers von Mauer, Anton Ölzelt Ritter von Newin erwähnt. 1911 ging der Besitz in das Eigentum der - damals noch selbständigen und nicht zu Wien gehörenden - Gemeinde Mauer über. Bevor 1913 das Gebäude als Kino adaptiert wurde, war es ein Jagd- und Gärtnerhaus.
Eröffnung und Anfangjahre des Kinos
Die Eröffnung des Kinos erfolgte 1913. Das Etablissement erfreute sich immer größerer Beliebtheit, 1923 wurde eine Galerie errichtet, das Platzangebot damit auf 373 Sitze erhöht.
1931 spielte man den letzten Stummfilm, "Wer wird denn weinen, wenn man auseinandergeht", mit Paul Hörbiger. In den 1930er Jahren diente das Kino auch als Veranstaltungsort für Vorträge der ortsansässigen Musikschule, Singschule und Klavierschule. Das Kinobuffet hatte auch tagsüber geöffnet und war besonders bei den Schülern der umliegenden Schulen beliebt.
Am 15. Juni 1940 brach während der Vorstellung des Films Der Feuerteufel (1940, mit Luis Trenker) im Operateurraum des Park-Kinos ein Brand aus. Binnen weniger Minuten standen 2.800 Meter Film in Flammen (damals waren die Filme aus Celluloid, ein hochbrennbares Material). Die eiserne Brandschutzklappen vor den Projektionslöchern zum Zuschauerraum schlossen sich allerdings sofort, sodass mit Ausnahme des Aufleuchtens einer Stichflamme vom Publikum kaum etwas bemerkt wurde. Die Kinobesucher konnten sich in aller Ruhe entfernen. Der Kinooperateur musste sich allerdings mit einem Sprung vom Balkon in den Garten retten.
NS-Zeit
Besitzerin des Park-Kinos war ab 1930 Johanna Hermann; 1932 kam als Miteigentümer Franz Ladner hinzu. Hermann hielt ab diesem Zeitpunkt 60 Prozent, Ladner 40 Prozent der Kinoanteile. Während Ladner bereits vor dem "Anschluss" Mitglied der NSDAP geworden war, war Hermann nicht Mitglied.
Nachkriegsjahre
Johanna Hermann weigerte sich nach Kriegsende, das Kino in die öffentliche Verwaltung von Dr. Alfred Migsch zu übergeben, da sie nicht Mitglied der NSDAP gewesen war. Schließlich wurde Migsch, der im Fall dieses Kinos die öffentliche Verwaltung nie hatte antreten können, offiziell wieder abberufen, und das Kino blieb den Händen von Johanna Hermann und deren Sohn Otto Hermann (* 1908). Otto Hermann übernahm die Geschäftsführung, Johanna Hermann erhielt 1948 erneut die Konzession zur Führung des Kinos.
Ab 1945 war Mauer russische Besatzungszone, es wurden daher viele russische Originalfilme gespielt, vor allem Jugend-, Märchen- und Tierfilme.
In den 1950er Jahren gab es "Hausfrauennachmittage" mit Max Böhm, Karl Hruschka, Fritz Heller, Heinz Conrads und vielen anderen Künstlern sowie den Sängerknaben vom Wienerwald. Diese Veranstaltungen waren die Vorläufer der heutigen Quiz-Shows. Die Moderatoren unterhielten die Zuschauer mit Gesang, zusätzlich gab es Preise zu gewinnen, wie zum Beispiel ein Paket Waschmittel, Backwaren oder andere Haushaltswaren (in der damaligen schlechten Versorgungslage der Nachkriegszeit durchaus notwendige und nützliche Dinge). Die Moderatoren waren renommierte Künstler, die in Dreh- und Aufnahmepausen aus den nahe gelegenen Rosenhügel-Filmstudios hierher kamen. In dieser Zeit herrschte noch strenges Jugendverbot; Eintritt in das Kino gab es erst ab 18 Jahren. Die in dieser Zeit populäre Filmserie Don Camillo und Peppone war so erfolgreich, dass jede Vorstellung ausverkauft war - es mussten sogar Stühle vom angrenzenden Park-Café ausgeborgt werden. Eine Spezialität des Kinos war, dass es für Stammgäste immer die gleichen Sitzplätze gab.
Zerstörung und Schließung des Kinos
Am Montag, dem 10. Jänner 1966 brach in der Früh im Kino ein Brand aus (das Feuer gloste angeblich schon während der letzten Vorstellung am Sonntagabend) - es wurde total vernichtet. Der Brand wurde von einem überhitzten Kamin ausgelöst, an dem ein Balken der Dachkonstruktion knapp vorbeiführte und sich daran entzündete. 15 Löschfahrzeuge der Feuerwehr waren ausgerückt und konnten noch die wertvollen Filmprojektoren retten. Während der Löscharbeiten brach die Saaldecke ein.
Das Kino sollte zwar wieder aufgebaut werden, es kam aber nicht mehr dazu, da zu diesem Zeitpunkt das langsame Sterben der kleinen Kinos durch die immer größere Verbreitung der Fernseher bereits einsetzte.
Quellen
- Wiener Stadt- und Landesarchiv, M.Abt. 119, A27: K71 - Park-Kino Mauer
- Wiener Stadt- und Landesarchiv, M.Abt. 471, A3/1: 23. Kirchengasse 4b Mauer
- Wiener Stadt- und Landesarchiv, Reichsfilmkammer, Außenstelle Wien, A1: 87 - Park-Kino
- Wiener Stadt- und Landesarchiv, Fachverband der Lichtspieltheater, A1: 140 - Mauer-Park-Kino