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Filmateliers Rosenhügel
48° 9' 3.37" N, 16° 16' 6.91" E zur Karte im Wien Kulturgut
Die Filmateliers Rosenhügel befanden sich in 23., Speisinger Straße 121 Mauer) und wurden zwischen 1920 und 1923 errichtet. Teile der Studios stehen seit 2011 unter Denkmalschutz wie denkmalgeschützte Halle 1 (erste Kunstlichtaufnahmehalle) und die Halle 6 ("Synchronhalle"). 2014 wurde das Areal ein Stadtentwicklungsgebiet der Stadt Wien und es entstanden Eigentumswohnungen in sieben Wohnhäusern, ein Kindergarten und ein Supermarkt.
Anfangsjahre: Vita-Film
Die 1910 vom Ehepaar Luise und Anton Kolm und Jakob Julius Fleck gegründete Wiener Kunstfilm-Industrie GmbH wurde nach Übernahme durch die Depositenbank 19190 in die Vita-Film umgewandelt (Film). Diese baute auf dem Gelände 23., Wiener Straße (in die Speisinger Straße einbezogen) und Ottokar-Kernstock-Gasse (seit 1954 Engelshofengasse) ein Atelier.
1923 wurde das Gelände in Anwesenheit von Bundespräsident Michael Hainisch eröffnet; das "Vita"-Atelier am Rosenhügel war damals die modernste Anlage Österreichs. In die Halle (24 Meter breit, 90 Meter lang, 70 Meter hoch) war ein drei Meter tiefes Bassin einbetoniert, das für Aufnahmen auf und unter Wasser herangezogen werden konnte. Eine eigene Elektrizitätsanlage versorgte die 60 Lampen und 60 Scheinwerfer für die Innenaufnahmen. Daneben wurde auf dem 25.000 Quadratmeter großen Areal eine Freilichtbühne errichtet (8.000 Quadratmeter Fläche; Drehscheibe mit 25 Meter Durchmesser, mit der man die im Freien aufgebaute Dekorationen nach dem jeweiligen Stand der Sonne richten konnte).
Bereits ein Jahr vor der Fertigstellung wurde auf dem Gelände der Monumentalstummfilm "Samson und Delila" (1922) unter der Regie von Alexander Korda mit seiner Frau Maria Corda in der Hauptrolle produziert. In den Filmateliers am Rosenhügel entstanden zahlreiche Stummfilme wie "Hotel Potemkin (Die letzte Stunde)" (Uraufführung 21. März 1924), der erste Tonfilm der hier gedreht wurde war "Csibi, der Fratz" (Uraufführung 2. Februar 1934; mit Hermann Thimig und Theo Lingen).
Die Vita-Film suchte in den Jahren der Inflation nicht (wie Sascha Kolowrat mit seinen Sascha"-Studios) in den USA, sondern in Frankreich (Heranziehung französicher Regisseure und Schauspieler) Kontakte, ging jedoch 1924 pleite und wurde aufgelöst.
Übernahme der Filmateliers
1933 übernahm die Sascha-Film die Filmateliers.
1938 wurde die Sascha-Film in die "Wien-Film" umgewandelt (Leitung Karl Hartl). Damals begann die Planung des Ateliers am Rosenhügel, das an der Stelle des dortigen Meierhofs entstand. 1939 wurde eine Synchronhalle errichtet, die mit einer Orgel ausgestattet und für ein Orchester bis 120 Mann konzipiert wurde. Zusätzlich begann man im Kopierwerk mit Vorbereitungen für Farbfilmbearbeitung.
Zwangsarbeiterlager
Während des nationalsozialistischen Regimes befand sich auf dem Gelände der Filmateliers Rosenhügel ein Zwangsarbeiterlager. Auch in den anderen Ateliers der Wien-Film lassen sich Lager von Zwangsarbeitskräften nachweisen, so in der Sieveringer Straße 99, in der Holzweberstraße 133, in der Wernergasse 11 und in der Wiener Straße 100.
Die Filmateliers in der Nachkriegszeit
In den letzten Kriegstagen erteilte der Personalreferent der "Wien-Film", Dr. Prohaska, den (nicht ausgeführten) Befehl, die Anlagen der "Wien-Film" auf dem Rosenhügel zu sprengen. Die Ateliers wurden bis zum Abschluss des Staatsvertrags durch die Sowjetische Besatzungsmacht in die USIA (Abkürzung nach dem russischen Wortlaut der "Verwaltung sowjetischer Güter in Österreich") übernommen und als "Wien-Film am Rosenhügel" weitergeführt. Am Rosenhügel wurden die ersten Nachkriegsfilme (beispielsweise 1946 "Das singende Haus" mit Curd Jürgens unter der Regie von Franz Antel) gedreht. 1956 erschien als letzte Rosenhügel-Produktion die Verfilmung der Bühneninszenierung von Beethovens "Fidelio" (Regie Walter Felsenstein).
In der zweiten Hälfte der 1950er Jahre begann die Krise des österreichischen Films. Der Atelierbetrieb "Wien-Film" musste Personal kündigen und trat mit dem Fernsehen über den Verkauf von Hallen auf dem Rosenhügel in Verhandlung. 1958 wurde auf dem Rosenhügelgelände der US-Film "Die Reise" gedreht, Teile der Ateliers wurden vermietet.
Abbruch
Alle paar Jahre sorgte die Wien-Film am Rosenhügel, in Sievering und in Grinzing mit ihrer noch verbliebenen Tonhalle, ihrem Kopierwerk und ihren Ateliers für Schlagzeilen, immer wieder wurde auch über den Abbruch der Ateliers am Rosenhügel diskutiert.
Erst im Juni 1992 fiel die vorerst endgültige Entscheidung: am 22. Juni 1992 genehmigte das Kuratorium des ORF den Abschluss eines Pachtvertrags mit der "Filmstadt Wien GmbH", jener Betreibergesellschaft des Filmproduzenten Kurt Mrkwicka, die schon im November 1991 mit der Adaption des Rosenhügelgeländes beauftragt worden war. Der Pachtvertrag trat mit 1. Jänner 1993 in Kraft und lief 15 Jahre mit einer Option für weitere fünf Jahre. Protest gegen diese Regelung gab es von Anfang an: Der Film- und Fernsehregisseur Jörg A. Eggers, einer jener Mieter des Studios, die mit Ende 1991 ausziehen mussten, gründete den "Verein zur Rettung des Rosenhügels", der auch vor Gericht ging; ihm zur Seite stand auch Ex-ORF-Generalintendant Teddy Podgorski, der ebenfalls aus seinem Büro am Rosenhügel ausziehen musste.
2014 wurde das Areal ein Stadtentwicklungsgebiet der Stadt Wien und es entstanden Eigentumswohnungen in sieben Wohnhäusern, ein Kindergarten und ein Supermarkt.
Literatur
- Walter Fritz: Geschichte des österreichischen Films. Aus Anlaß des Jubiläums 75 Jahre Film. Wien: Bergland 1969
- Walter Fritz: Kino in Österreich. Der Stummfilm 1896-1930. Wien: Österreichischer Bundesverlag 1981
- Walter Fritz: Kino in Österreich. 1929–1945. Der Tonfilm. Wien: Österr. Bundesverlag 1991
- Walter Fritz: Kino in Österreich. 1945-1983. Film zwischen Kommerz und Avantgarde. Wien: Österreichischer Bundesverlag 1984