THIS IS ONLY A TESTWIKI! LH, MW 1.39.7, PHP 8, SMW 4.1.3
Liesinger Brauerei: Unterschied zwischen den Versionen
MediaWiki>WIEN1.lanm08uns Keine Bearbeitungszusammenfassung |
Admin (Diskussion | Beiträge) K (1 Version importiert) |
(kein Unterschied)
|
Aktuelle Version vom 12. September 2023, 13:51 Uhr
48° 8' 17.06" N, 16° 16' 36.36" E zur Karte im Wien Kulturgut
Liesinger Brauerei (23, Breitenfurter Straße 372-380), begründet von Johann Georg Held (* 1796, † 10. November 1850 Wien).
Die Gründung durch Johann Georg Held
Die Mutter von Johann Georg Held (* 1796, † 10. November 1850 Wien) hatte schon 1803 ein Haus am Fuß des sogenannten Steinmaßls (eines Berghangs zwischen Breitenfurter Straße und Rudolf-Waisenhorn-Gasse) samt dem dortigen (1722 erbauten) Felsenkeller von der Besitzerin der Grundherrschaft Liesing Josepha Gräfin von Breuner erworben. Obwohl diese Keller ursprünglich für die Lagerung von Wein vorgesehen waren, verwendete sie Johann Georg Held bald für seine Brauerei, die er gegen den Widerstand der Brauer-Zunft 1839 eröffnen konnte. Die Zunft war anfangs gegen die Errichtung dieser Brauerei, weil in unmittelbarer Nähe auf dem Schellenhof, in Brunn und in Perchtoldsdorf bereits gebraut wurde.
Das „Oberliesinger Felsenkeller-Bräu“ war rasch ein großer Erfolg und so braute er ab Ende der 40er Jahre auch das sogenannte Kaiserbier. Da die Südbahn ab 1841 durch die Stadt Liesing fuhr, kamen auch die Wiener in seine Brauerei. Der zügige Ausbau, der durch das rasche Aufblühen des Unternehmens notwendig war, bedurfte aber neuer Finanzierungsquellen. 1843 trat Theodor Löwenthal und 1845 Moritz Faber (sen.) als Gesellschafter in den Betrieb ein.
Die Blütezeit unter Theodor Löwenthal und Moritz Faber sen.
Als Johann Georg Held 1850 starb, wurde die Firma unter der Bezeichnung »Löwenthal & Faber« weitergeführt und Helds Erben ausbezahlt. In der Literatur kursiert die Geschichte, dass Held in seinem Testament festgelegt habe, dass das Bierbrauen sofort nach seinem Tod einzustellen sei, was Löwenthal und Faber ignoriert haben sollen. Da dieses Testament jedoch noch vor ihrem Einstieg in den Betrieb verfasst wurde, waren die neuen Mehrheitseigentümer in keiner Weise an diese Bestimmung gebunden.[1]
1855 übernahm Moritz Faber jun. die Leitung des Unternehmens und in rascher Folge wurden die Mälzereien und die großen Kelleranlagen ausgebaut, maschinelle Einrichtungen beschafft und das Absatzgebiet über Niederösterreich und die angrenzenden Teile Ungarns ausgedehnt.
1872 wurde die Firma in die „Aktien-Gesellschaft der Liesinger Brauerei“ umgewandelt. Dabei führte die Österreichische Hypothekar-Rentenbank eine halbe Million Gulden an frischem Kapital zu, was aber von einigen Schwierigkeiten begleitet war. Diese erst kurz zuvor gegründete Bank gehörte zu jener großen Gruppe an Instituten, die vor allem eine rasche Vermögensvermehrung durch Spekulationen zum Ziel hatte und die bereits drei Jahre später nach dem großen Börsencrash wieder in der Versenkung verschwand. 1872 führte sie eine Subskription von 40.000 der insgesamt 60.000 Aktien à 100 Gulden durch, die sie an drei Maklerbanken weitergab, was aber mit einem ungeordneten Disaster endete.[2] Ab 1873 wurde mit der Creditanstalt für Handel und Gewerbe zusammengearbeitet, die das Aktienkapital durch Rückkäufe von 6 auf 4,5 Millionen Gulden reduzierte, die auf 45.000 Aktien à 100 Gulden aufgeteilt war. Dadurch war eine jährliche Dividende von 4 bis 7 Prozent möglich. Die Creditanstalt wurde ein erfolgreicher Finanzpartner für die folgenden Jahrzehnte.
Wie Anton Dreher der Jüngere war Faber in den anderen Kronländern der Monarchie mit Bierdepots vertreten und das Bier wurde nicht nur nach Westeuropa, sondern über Alexandria, Beirut und Istanbul in viele afrikanische und asiatische Länder geliefert. 1882 wurde ein Anschlussgleis an die Südbahn und besondere Lokomotiven und Waggons für die Werksbahn teilweise auch als Pferdeschleppbahn gebaut. Es wurden zwei Auslandsbrauereien in Russland gegründet: die Brauerei »Vienna« in St. Petersburg und die Großbrauerei »Siguli« in Samara, die noch immer besteht. Faber verpachtete auch in Wien zwei großen Liesinger-Bierhallen in der Schottengasse und im Volksprater und war auch wie Anton Dreher und Adolf Ignaz Mautner Markhof als drittgrößte Wiener Brauerei der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts bei der Weltausstellung 1873 mit einem eigenen Pavillon vertreten.
Moritz Faber war auch ein Pionier der Kühlung. 1883 stellte er das größte damals existierende Kühlaggregat von Carl von Linde auf und kurz darauf war er maßgeblich daran beteiligt, dass es einem Mitarbeiter von Linde, Karl Hempel, gelang, erstmals kristallklares Kunsteis zu erzeugen, mit der alle Probleme bei der Kühlung des Bieres endgültig gelöst waren. [3] Faber ließ daraufhin in der Brigittenau die Wiener Krystall-Eis-Fabrik, K.u.k. Hof-Eisfabrik errichten.
Ab 1898 wurde nach Plänen von Ferdinand Fellner und Hermann Helmer die noch bestehende Brauhausrestauration mit ihrem charakteristischen Turm gebaut. Der Festsaal, der 6.000 Menschen fasste, etablierte sich jahrelang als das Zentrum des gesellschaftlichen Leben Liesings. 1900-1914 entstanden Wohnhäuser für Brauereiarbeiter und -beamte (23., Haeckelstraße 31-33, Lehmanngasse 29-31).
Die Ära der Familie Miller zu Aichholz
Vinzenz Miller zu Aichholz hatte bei der Rechtsumwandlung der Brauerei 1872 bereits ein großes Aktienpaket erworben und wechselte sich mit Faber auf dem Posten des Verwaltungsrats-Präsidenten ab. Als er 1913 starb, traten seine Söhne August und Heinrich Miller zu Aichholz an seine Stelle. Nach dem Tod von Moritz Faber jun. 1921 ging die Aktienmehrheit endgültig auf die Familie Miller zu Aichholz über. Heinrich Miller zu Aichholz wurde Präsident des Verwaltungsrates.
Während vor dem Ersten Weltkrieg die Produktion zwischen 300.000 und 400.000 Hektoliter pro Jahr schwankte, zwang der Rohmaterialmangel in den Kriegsjahren zu einer großen Betriebseinschränkung. Die Kriegs- und Nachkriegsjahre waren für Liesing wie für die gesamte österreichische Brauwirtschaft eine Katastrophe. Der jährliche Absatz sank 1917 auf knapp 23.000 Hektoliter und erst 1925 konnten wieder über 220.000 Hektoliter gebraut werden, was aber nur 2/3 der Vorkriegsproduktion waren. Dabei hatte in der Region ein Brauereisterben eingesetzt, dem das Brauhaus Mödling (1885), das Perchtoldsdorfer Brauhaus (1902) und die Brauerei Schellenhof (1926) durch Stilllegung sowie die Brauerei in Wr. Neustadt (Fusion 1926 mit Liesing) und das Brunner Brauhaus (Fusion 1930 bereits mit der Brau AG) zum Opfer fielen.
Das Aktienkapital war 1924 auf inflationsbedingte 200 Millionen Kronen angewachsen, so dass die 100.000 Aktien einen Wert von 2000 Kronen hatten. Mit der Einführung des Schilling wurde das Aktienkapital auf 5 Millionen Schilling umgerechnet, so dass der Wert der Aktie 50 Schilling betrug. Auf heutiges Preisniveau umgerechnet heißt das, dass der Börsewert der Brauerei gegenüber der Vorkriegszeit von 54 Mio. Euro auf 20 Millionen Euro gesunken war. Die Aktien notierte bei der Börse bei rund 80 Schilling, weil die Dividende aus Vorsichtsgründen nur etwas über 4 % betrug.
Die Übernahme der Brauerei durch die Österreichische Brau AG
Im Jahr 1927 endete mit dem Ausscheiden von Heinrich Miller-Aichholz auch das Engagement dieser Familie in der Liesinger Brauerei, weil ihr Unternehmenskonzern in arge wirtschaftliche Schwierigkeiten geraten war.[4]. Sie musste ihren Aktienanteil an die Bodencreditanstalt verkaufen, die auch den Vorsitz im Verwaltungsrat übernahm.
Wenige Monate später entschied sich die Bodencreditanstalt für eine Fusion mit der Österreichischen Brau-AG bzw. der Brau Bank unter deren Präsidenten Dr. Ferdinand Falkensammer. In diesen Jahren hatten die Banken nicht nur in Linz, sondern auch in Wien, Göss und Graz längst das Ruder in der gesamten Brauwirtschaft übernommen.[5]
Mit dieser Fusion wurde die Konzentrationswelle in der Wiener Brauwirtschaft beendet. Innerhalb von zwei Jahren verloren vier der zehn größten Wiener Brauereien durch maßgebliche Mitwirkung der Banken ihre Selbständigkeit und auch die größte Brauerei Österreichs, die Vereinigte Brauereien, waren unter den Mehrheitsbesitz von Banken gekommen.
Der Untergang der Liesinger Brauerei
Die Brau AG bemühte sich danach, die Liesinger Brauerei, die als Marke erhalten blieb, auf einen modernen Standard zu bringen, was aber 1930 mit Einsetzen der Wirtschaftskrise abrupt beendet wurde. Die Produktion ging wieder zurück und konnte auch nach dem Zweiten Weltkrieg nur langsam wieder gesteigert werden. 1945 konnte mit Unterstützung der sowjetischen Besatzungsmacht rasch wieder mit dem Brauen begonnen werden. Die Spitzenwerte der Jahre vor dem Ersten Weltkrieg wurden allerdings auch nach 1945 nie mehr erreicht, obwohl mit ihrer Kapazität der Bierbedarf von ganz Wien gedeckt hätte werden können.
Im Zuge der Modernisierung wurde 1966–68 der sogenannte „Brau-AG-Turm“ von der Firma Mayreder errichtet. Er war 72 Meter hoch und konnte als Silo 22.000 Tonnen Gerste aufnehmen. Er wurde 1968 in Betrieb genommen und wurde bis zu seinem Abriss im Juni 2006 als architektonischer Schandfleck bezeichnet.
1974 stellte die Brau AG die Bierproduktion in Liesing ein. Danach begann man mit dem Abbruch der Brauereigebäude. So wurden 1976 das Sudhaus und 1990 das Kesselhaus und der letzte große Schornstein abgetragen. 1999 wurde auch die Malzproduktion eingestellt. Nach einem Großbrand im Jahre 2005 wurden die restlichen Gebäude und auch das einzige Wiener Brauereimuseum abgetragen. Viele Ausstellungsstücke dieses Museums wurden in der Brauerei Schwechat und im Bezirksmuseum Liesing ausgestellt, die meisten gingen jedoch verloren. In den Jahren 2008 bis 2012 wurden auf diesem Gelände Wohnhäuser sowie das Einkaufszentrum Riverside errichtet. Das Restaurationsgebäude ist als Geschäftshaus zumindest in seinem äußeren Erscheinungsbild weitgehend erhalten geblieben.
Literatur
- Die Börse 6.10.1927
- Gemeindezeitung 5.6.1872
- 100 Jahre Brauerei Liesing 1883-1938. Eigenverlag der Brauerei Liesing 1938
- Alfred Paleczny: Die Wiener Brauherren. Das goldene Bierjahrhundert. Wien: Löcker Verlag 2014
- Ferdinand Opll: XXIII. Liesing. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1981 (Wiener Bezirkskulturführer, 23), S. 20 ff.
- Ferdinand Opll: Liesing. Geschichte des 23. Wiener Gemeindebezirkes und seiner alten Orte. Wien: Jugend & Volk 1982 (Wiener Heimatkunde, 23)
- Ferdinand Opll: Jubiläen am Stadtrand ... 150 J. Brauerei Liesing. In: Wiener Geschichtsblätter 43 (1988), S. 129 ff.
- Ferdinand Opll / Heide Liebhart: Bach – Dorf – Stadt – Bezirk. 1000 Jahre Liesing. Wiener Geschichtsblätter Beiheft 5/2002
- Josef Roskosny: Liesing. Ein junger Bezirk mit Vergangenheit. Wien: Mohl 1979
- Christian Springer / Alfred Paleczny / Wolfgang Ladenbauer: Wiener Bier-Geschichte. Böhlau Verlag: Wien-Köln-Weimar 2017, S. 239-250
- Christian M. Springer, Alfred Paleczny, Wolfgang Ladenbauer: Wiener Bier-Geschichte, Wien 2016, S. 239-250
- Der Tag 16.10.1927
- Wiener Handelsblatt 1.6.1872
- Constantin von Wurzbach: Held, Johann Georg. In: Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich. 8. Theil. Wien: Kaiserlich-königliche Hof- und Staatsdruckerei 1862
Einzelnachweise:
- ↑ 100 Jahre Brauerei Liesing 1883-1938.
- ↑ Wiener Handelsblatt 1.6.1872; Gemeindezeitung 5.6.1872.
- ↑ Alfred Paleczny: Die Wiener Brauherren. Das goldene Bierjahrhundert. Wien: Löcker Verlag 2014, S. 176-177.
- ↑ Die Börse 6.10.1927, S. 5-7, Der Tag 16.10.1927, S. 15.
- ↑ Die Börse 6.10.1927, 5-7, Der Tag 16.10.1927, 15.